Von Stolpersteinen und Pflastersteinen

„Der Weg ist das Ziel” – ein oft gehörter Ausspruch. Dazu habe ich mir die folgende Geschichte ausgedacht, die ursprünglich eine Allegorie für den Weg aus der Alkoholabhängigkeit war und doch genauso für andere krisenhafte Lebenssituationen stehen kann.


Das Pflaster unseres Lebenswegs ist ein Trümmerfeld. Viele Steine sind herausgebrochen. Es sind Stolpersteine, die es uns schwer machen voranzukommen. Am Anfang unseres neuen Weges begegnen wir ihnen jeden Tag. Manchmal mehreren, oft nur einem und dann immer häufiger auch keinem.

Wenn wir den Weg aus den Augen verlieren, sehen wir die Steine nicht und sie können uns zu Fall bringen.

Wenn wir auf ein Ziel in weiter Ferne blicken, sehen wir den Weg nicht mehr und die Steine, die ihn uns versperren.

Schauen wir nur auf die Stolpersteine, macht uns das ängstlich und verzagt und der Weg erscheint zu mühsam, um ans Ziel zu gelangen.

Es kann auch vorkommen, dass wir stolpern und fallen, weil wir sehnsüchtig zurückschauen.

Ein Blickwechsel ist dringend angesagt. Deshalb richten wir unseren Blick schnell wieder nach vorn, stehen auf und gehen mutig weiter.

Stolpersteine rechtzeitig erkennen

Haben wir unsere Füße und ihre Laufrichtung im Blick, erkennen wir die Stolpersteine rechtzeitig.

Manchmal sind sie so klein, dass wir sie einfach ignorieren können und über sie hinweglaufen. Manchmal müssen wir die Füße heben, um weiter zu kommen. Manchmal liegt ein dicker Felsbrocken im Weg, den wir umgehen können; manchmal müssen wir ihn mühsam überklettern.

Stolpersteine werden zu Pflastersteinen

Jeden dieser Stolpersteine auf unserem Weg können wir neu betrachten, ihn als Pflasterstein erkennen, der unseren Weg befestigt, ihn ebnet und uns den nächsten Schritt leichter macht.

Jeder Stein unterscheidet sich vom anderen. Einer ist klein und unscheinbar, ein anderer wunderbar geformt und glatt, ein anderer ist wild gemasert, manche sind hell und leuchtend, einige dunkel und kantig. Manche können wir links liegen lassen, andere können wir nur mit großer Anstrengung überwinden.

Aus vielen Pflastersteinen wird ein Weg

Doch jeder fügt sich ein, wird zum Pflasterstein auf unserem Weg, sobald wir ihn ignorieren, umgehen, überklettern, wegschubsen, hinter uns lassen. Ein sperriger Felsbrocken wird zum Mahnmal und Orientierungspunkt am Wegesrand, wenn wir vorangeschritten sind und zurückblicken, um zu sehen, wie weit wir schon gekommen sind.

Je weiter wir diesen Weg gehen, umso weniger Stolpersteine hindern uns. Die ebenen Wegstrecken werden länger, die Pflastersteine glatter und unsere Schritte gleichmäßiger und beschwingter… und die Stolpersteine? Sie sind ein buntes Mosaik aus Erfahrungen auf dem Weg, der hinter uns liegt. Erfahrungen, die uns dabei helfen achtsam zu bleiben auf dem Weg, der vor uns liegt.


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